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Ein Plädoyer für die Vernunft – Teil 1


Rufen wir uns die Geschichte Südafrikas in Erinnerung, da die Parallelen zu Palästina verblüffend sind. Man könnte die Namen Mandela, ANC und Kapstadt durch Khalid Maschaal, Hamas, und Gaza ersetzen!

 

Zitat_NelsonMandela

In Südafrika gab es einen Staat, den man als Apartheidregime bezeichnete (Apartheid = Rassentrennung). Dieser Staat existierte seit 1948 (in anderer Form eigentlich seit 1912). Die USA, Israel, aber auch Deutschland und andere europäische Staaten unterstützten dieses Regime massiv. Alle Verbrechen wurden totgeschwiegen, und UNO-Resolutionen wurden 21 mal durch das Veto der USA abgelehnt. Die beschlossenen Resolutionen wurden insbesondere von Israel mit Waffenlieferungen, aber auch von Deutschland mit Finanzhilfen umgangen.

In Palästina existiert seit 1948 der zionistische Staat Israel, der auch auf Rassentrennung basiert. Es ist die Normalität, dass UNO-Resolutionen gegen Israel entweder durch Veto den USA abgelehnt, oder von den westlichen Staaten ignoriert werden. Israel erhält unter anderem aus Deutschland sowohl finanzielle, technologische und waffentechnische Unterstützung als auch besondere „Geschenke“ wie z.B. die Delphin U-Boote, die Atomwaffen tragen können!

Südafrika: Die einheimische nichtweiße Bevölkerung Südafrikas formierte ihren bewaffneten Widerstand gegen das rassistische Regime damals in den Gruppierungen ANC und PAC, die wiederum von den USA und den Europäern sowie von Israel als terroristische Gruppen bezeichnet wurden. Der Hauptführer des Widerstandes war Nelson Mandela, der 25 Jahre im Gefängnis verbrachte!

Israel: Der mit Steinen und „Ofenrohren“ bewaffnete Widerstand der Palästinenser formiert sich in Jihad Islami und Hamas, die vom Westen als terroristische Organisationen bezeichnet werden, und ihre Führer wurden entweder liquidiert, oder sitzen im Gefängnis, oder wurden vogelfrei erklärt.

Iran brach, nach der Islamischen Revolution von 1979 die diplomatischen Beziehungen zu Südafrika und Israel ab, erkannte das Existenzrecht beider Unrechtsstaaten nicht an, und verbot den eigenen Staatsbürger in diese Länder einzureisen.

Seit Anfang der 80er Jahre wurde klar, dass das rassistische Regime in Südafrika nicht mehr haltbar war. Die sich zunehmend verbessernde Organisation der nichtweißen Opposition, die in den 80er Jahren faktisch die Verwaltung der Townships übernahm, führte von 1985-1990 zum permanenten Ausnahmezustand. Ab etwa 1988 begannen zunächst geheim gehaltene Verhandlungen mit den Führern des ANC im Exil.

Seit der zweiten Intifada, aber besonders seit dem 33-Tage-Krieg Israels gegen den Libanon, ist es jedem politisch denkenden Menschen klar, dass Israel für den Westen nicht mehr tragbar ist. Hamas hat faktisch die Kontrolle über die Riesen-Freiluftgefängnisse Gaza, und manche andere Gebiete übernommen, die permanent von Israelis angegriffen und belagert werden. In den 80er Jahren begannen die Verhandlungen mit den palästinensischen Führern.

1989 trat Frederik Willem de Klerk die Nachfolge von Pieter Willem Botha als südafrikanischer Staatspräsident an. De Klerk nahm sogleich Verhandlungen mit dem noch immer inhaftierten ANC-Führer Mandela auf. Er stellte Mandela die sofortige Freilassung in Aussicht, wenn dieser gewisse Konditionen, wie beispielsweise die Abkehr vom bewaffneten Widerstand, annähme, worauf Mandela jedoch nicht einging. De Klerk ließ Mandela aufgrund des steigenden Druckes zusammen mit den übrigen politischen Gefangenen im Jahre 1990 frei. Die beiden Widerstandsparteien ANC und PAC wurden legalisiert.

Die Regierungen Israels verlangten vergeblich in den letzten Jahren von der Hamas die Abkehr vom bewaffneten Widerstand, ohne eine einzige Zusage zu bekommen. Sie ließen auf Grund des steigendem Drucks mehrerer palästinensischer Führer wie Scheikh Jasin frei. Die Hamas gewann später die Wahlen in den Autonomiegebieten und bildete die Regierung.

Aufgrund dieser in ihrer Summe bedeutsamen Faktoren, also des Widerstandes der Schwarzen, des internationalen Druckes, der ökonomischen Krise, des Wechsels der Regierungsführung von Botha zu de Klerk sowie der Standhaftigkeit Mandelas bei den Verhandlungen mit de Klerk, brach die weiße Autorität in den frühen 1990er Jahren Schritt für Schritt zusammen.

Fast alle diese Faktoren sind nun im Falle Palästinas vorhanden. Es fehlt nur noch der israelische „de Klerk“!

Die Unterstützer des Apartheidregimes haben bis zuletzt an ihrem Standpunkt festgehalten. So stufte Margaret Thatcher den ANC als terroristische Organisation ein und noch im Jahr 1987 verkündete ihr Sprecher, dass „jeder der meinte, der ANC würde jemals in Südafrika die Regierung stellen, in Wolkenkuckucksheim leben“ müsse. Im selben Jahr erschienen die Mitglieder der Young Conservatives, der Jugendorganisation der Conservative Party, auf einem Parteitag mit HANG MANDELA!-T-Shirts.

Im Falle Israels halten die westliche Staatsmänner/frauen an ihrem Standpunkt fest, insbesondere die deutsche Bundeskanzlerin, wie sie in ihrer Weihnachtsansprache beteuerte. Die Hamas wird immer noch als terroristische Organisation eingestuft, und gegen ihre Funktionäre werden mit Unterstützung der USA und EU Terroranschläge verübt.

Die Bedeutung Südafrikas für die USA lag unter anderem in den Uranvorkommen des Landes. Auch deutschen Konzernen wird vorgeworfen, sich an der Apartheid in Südafrika beteiligt zu haben. Im Oktober 2007 sind Verfahren unter anderem gegen die Deutsch Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, Daimler AG und Rheinmetall sowie zahlreiche weitere westliche Firmen wie die Citigroup, UBS, BP, Exxon Mobil, IBM, Ford und General Motors am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten eröffnet worden. Das Gericht erreichte jedoch keine beschlussfähige Mehrheit, nachdem vier der obersten Richter befangen waren, weil sie im Besitz von Aktien der beklagten Konzerne waren. Seltsamer Weise hat die Vertretung der Rechte der südafrikanischen Opfer der Anwalt Michael Hausfeld übernommen. Kein Wunder, dass gegen Israel und seine Firmen keine Schadensersatzansprüche geltend gemacht wird!

Eine Studie aus dem Jahr 1999 kam zu dem Ergebnis, dass Deutschland mit 27,3 % aller Auslandsschulden des öffentlichen Sektors der wichtigste Direktfinanzier des Apartheidregimes war und in herausragender Weise den Apartheidstaat direkt, ebenso wie die strategisch wichtigen Staatskonzerne der Apartheid mit Finanzkapital bedient hat.

Der einzige Unterschied zu Südafrika liegt darin, dass die westlichen Staaten keine wirtschaftlichen Interessen in Israel haben und im Gegensatz zu Südafrika, hier nur die Rolle der Geldgeber und Unterstützer spielen! Diese absurde Tatsache zeigt in wie weit die Zionisten und israelischen Lobbys die westlichen Staaten unterwandert haben und sie sogar zur Selbstvernichtung vorantreiben können.

Außerdem haben Schweizer Banken und Industrieunternehmen wiederholt und massiv die UN-Sanktionen gegen Südafrika ignoriert und dadurch die Existenz des Apartheidregimes verlängert. Die Schweizer Regierung hat, wenn überhaupt, nur sehr halbherzig Kritik geäußert.

Die USA und die NATO-Mitgliedsstaaten versuchen mit noch mehr Unterstützung die Existenz Israels, auf Kosten der arabischen Völker (Palästina, Libanon, Syrien) zu verlängern und üben gelegentlich zur Beruhigung der öffentlichen Meinung nur halbherzige Kritik aus.
Die Lehren aus der Geschichte Südafrikas

Jahrzehntelange Rassentrennung, Mord, Unterdrückung und Repressalien gegen ein ganzes Volk haben trotz der massiven Unterstützung aus dem Westen, endlich doch ein Ende gefunden. Wäre es nicht besser, wenn man früher Einsicht gezeigt, und dadurch Millionen von Menschen sehr viel Leid und Elend erspart hätte? Wollen wir die bösen Fehler der Vergangenheit wiederholen? Sind wir für Fortschritt und Entwicklung der Menschheit, oder wollen wir sie immer wieder verhindern? Die Unrechtsstaaten haben ausgedient und werden eins nach dem anderen wie Krebsgeschwüre wegoperiert. Nicht einmal in Afghanistan konnte ein Talibanregime in dieser Epoche der wahren Aufklärung der Völker lange herrschen.

Was sollte man tun?

Israel ist wie ein Zwillingsbruder des Apartheidregimes und hat deshalb mit dem gleichen Schicksal zu rechnen. Über 60 Jahre vergebliche Verteidigung des „Bollwerks“ gegen die Muslime waren genauso unsinnig wie die jahrzehntelange Verteidigung des Apartheidregimes als Bollwerk gegen den Kommunismus. Wie man im Nachhinein am Beispiel Südafrikas sehen konnte, ist dies nur eine Vorwand.

Wollen wir „ein Ende mit Freude“ oder „ein Schrecken ohne Ende?“ Was nutzt es, die Lebensdauer des verkörperten Rassismus und Verbrechens noch um einige Jahre zu verlängern? Wie viele Menschen müssen noch sterben bis unser Gewissen uns zum Handeln bewegt? Wie viele Milliarden deutscher, europäischer und amerikanischer Steuergelder müssen noch in diese Militärmaschinerie namens Israel gesteckt werden, die woanders viel dringender gebraucht werden? Lasst uns einen Schritt in Richtung Weltfrieden gehen, und unseren Kindern eine bessere und sicherere Welt bieten.

Lasst uns die Zukunft einfach früher beginnen.

Quds-Arbeitsgruppe der Islamischen Gemeinden der Schiiten Deutschlands

02.04.2009