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Occupy Wall Street-Bewegung


Der arabische Frühling, insbesondere die Besetzung des Tahrir-Platzes in Kairo hat die unzufriedenen Amerikaner ermutigt, ihr Schicksal nicht mehr der herrschenden 1% der Bevölkerung zu überlassen, sondern es selbst in die Hand zu nehmen.

Occupy Wall Street

Das Erwachen der islamischen Völker ist sicherlich die Quelle der Inspiration der entrechteten Amerikaner gewesen. Die Zusammensetzung der Protestler besteht aus meist jungen, gut ausgebildeten Leuten, die sich über twitter und facebook austauschen. Gewaltlosigkeit, Standhaftigkeit trotz Repressalien, keine Zugehörigkeit zu politischen Parteien und Organisationen, spontane Eigenorganisation, keine vorgefertigte Liste von Forderungen, intelligente Formulierungen mit Blick auf globale Probleme sowie der Blick auf die Außenpolitik sind einige Merkmale der ägyptischen Revolution, die man bei den neuen Bewohnern der „liberty Plaza“ und ihren Unterstützern wiederfindet.

Die Ängste und Sorgen der Protestierenden in der „War Street“ sind ähnlich wie auf dem Tahrirplatz;
Perspektivlosigkeit, soziale Ungerechtigkeit, fehlende Wohnung und Arbeit, die bedingungslose Unterstützung Israels sowie eine generell unmenschliche Außenpolitik und insgesamt eine neue Weltsicht! Jawohl sie protestieren gegen die von der Wall Street allen Völkern aufgezwungene Weltsicht.

Keine Partei oder politische Gruppierung hat diese Bewegung in den USA zustande gebracht. Es waren einfache Bürger verschiedener Schichten, die sich spontan entschlossen, auf die Strasse zu gehen und ihren Willen zu demonstrieren. Sie haben das Zentrum der international agierenden Macht, das Herz der Weltherrschaft, nämlich die „Wall Street“, demokratisch angegriffen. Ihre Standhaftigkeit, ihre klaren und einfachen Aussagen und logischen Argumente und nicht zuletzt ihre Ehrlichkeit führten dazu, dass aus einer relativ kleinen Aktion eine flächendeckende fortdauernde Bewegung entstand.

Da die Bewegung kein Führungszentrum und keine Organisation hat -deswegen nicht regulär zu zerschlagen ist- und trotzdem intelligent und gewaltlos agiert, und weil sie keine Minimalforderungen stellt, ist zu erwarten, dass sie weitergeführt wird und nicht abflacht. Es mangelt nicht an gesellschaftlichen Kräften, die in dieser Bewegung eine historische Chance erkennen, ihre Rechte zu fordern. Über 46 Millionen Amerikaner leben unter der Armutgrenze und über 50 Millionen haben keine Krankenversicherung. Die Militäraktionen der USA seit der Inszinierung vom 11. September haben allein den Amerikanern über 10.000 Tote und viele tausende Verletzte beschert, was viele amerikanischen Familien zum nachdenken über den Sinn dieses Wahnsinns brachte. Die Kette der Krisen und die Vernichtung der Existenz vieler Bürger, die hohe Zahl der Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit von Millionen junger Amerikaner und die Tatsache, dass sie von dem kapitaistischen Sytem enttäuscht wurden, sind Gründe dafür, dass diese Bewegung weitergehen wird, bis sich etwas gerundsätzliches in der amerikanischen Gesellschaft ändert.

Die klug ausgewählte Parole „Wir sind die 99%“ ist charakteristisch für die Occupy Wall Street-Bewegung. Sie beschreibt die tatsächlichen Machtverhältnisse in den USA und trifft den Kern des Problems, nämlich die ungerechte Herrschaft der 1% über den Rest der Gesellschaft und gar über den Rest der Welt. Sie macht deutlich, dass die Völker auf allen fünf Kontinenten mit den gleichen Problemen, die von den gleichen Machtkreisen geschaffen wurden, konfrontiert sind. Diese Herrscher sind gar weniger als 1% und sorgen weltweit für Kriege, Terror, Unterdrückung und jegliches Unheil.

Das Machtzentrum in den USA hat es nicht mehr nur mit Iranern, Venezuelanern oder Palästinensern zu tun, sondern mit 99% der Weltbevölkerung, also mit allen Völkern, die das momentane Weltherrschaftssystem nicht mehr dulden wollen. Diese Weltführung hat keine Basis und somit keine Legitimität mehr und muss sich dem Willen der Völker beugen. Die Verbündeten der Wall-Street-Herrscher in der islamischen Welt werden einer nach dem anderen von den 99% gestürzt und der wichtigste Verbündete, nämlich die saudische Königsfamilie – Ale Saud –, verliert inzwischen sogar unter den wahabitischen Anhängern an Basis. Hinzu kommt, dass das Projekt „Zionistischer Staat“ als Bollwerk gegen die islamischen Völker praktisch gescheitert ist und die rassistische Ideologie des Zionismus in den westlichen Gesellschaften, trotz enormer medialer Macht, langsam aufgedeckt wird. Somit verliert die „Weltherrschaft“ ihre wichtigsten Machtsäulen.

Auf der einen Seite nähert sich diese Version der kapitalistischen Liberaldemokratie ihrem Ende, auf der anderen Seite erlebt die islamische Welt ihren Frühling unter dem Einfluss des vernunftorientierten demokratischen Islam. Über den Niedergang des Einen und den Aufstieg des Anderen braucht sich niemand im Westen, ausgenommen jene 1%, Sorgen zu machen. Das aufgewachte Morgenland weckt das Abendland auf. Die Völker in Orient und Okzident kommen sich näher und die von den 1% geschaffenen Spannungen und Mauern zwischen den 99% werden abgebaut.

       „Occupy Wall Street“ verdient unser aller Unterstützung