Wir Menschen sind eine merkwürdige Spezies. Unter uns gab es manche, die etwas Herausragendes geleistet und größte Verdienste für die gesamte Schöpfung erbracht haben. Sei es mit ihrem Wissen, ihrem Einsatz und ihrer Leistung oder aufgrund ihres Charakters. Manch andere hingegen waren so tief gesunken, dass man ihren Namen mit Mord und Verbrechen, Unheil und Unterdrückung anderer Menschen in Verbindung bringt.
Würden intelligente Wesen von einem anderen Planeten aus uns Menschen auf der Erde beobachten, was würden sie über uns denken? Die Menschen auf der Erde zerstören ihren eigenen Lebensraum, bringen sich gegenseitig um, sammeln Dinge, die sie für wertvoll halten -Geld- und während ihres kurzen Lebens kämpfen sie darum mehr und mehr davon anzuhäufen. Wenn sie dann sterben, lassen sie ihre „Sammlung“ auf der Erde zurück, ohne den geringsten Teil davon mitnehmen zu können und ohne dass es ihnen nach ihrem Tode zugute kommt. Sie kämpfen sogar um Nahrungsmittel und Wasser, obwohl davon auf der Erde genügend für alle Menschen vorhanden ist.
Wenn wir eine Skala von minus 100 bis plus 100 für das Gute im Menschen, also für die Menschlichkeit definierten, wie viel Prozent der Menschen lägen im Bereich über der Null und wie viele darunter? Wer würde mit +100 und wer mit -100 bewertet werden? Dafür müsste man Maßstäbe festlegen. Positive Merkmale wären z.B.: wissend, weise, vernünftig, klug, mutig, hilfsbereit, freundlich, gutes Benehmen, selbstlos, opferbereit, vergebend, verzeihend, barmherzig, standhaft, fleißig, liebevoll, gerecht, demütig, bescheiden, nicht materiell eingestellt, wenig auf der Welt und von der Welt verbrauchend und gleichzeitig der Welt viel gebend.
Negative Kriterien kann man ebenfalls leicht definieren, etwa: egoistisch, selbstliebend, ungerecht, ausbeutend, unterdrückerisch, dominant, machtsüchtig, materiell eingestellt, undankbar, unbarmherzig, unfreundlich, herzlos, verbrecherisch, arrogant, hochmütig, egozentrisch, habgierig, dumm. Menschen unterhalb der Null auf unserer Skala möchte man lieber fern bleiben.
Wie würden wir auf solch einer Skala bewertet werden?
Bezeichnen wir Menschen, die auf der Skala +100 erreichen als „perfekte Menschen“ und Menschen unterhalb der -50 als „Unwesen“. Adolf Hitler, Stalin, Sharon, Saddam Hussein, George Bush, und manch anderer aus unserer Zeit oder davor sind nicht schwer zu bewerten. Menschen die entweder eigenhändig oder durch ihre Befehle Tausende von Menschenleben auslöschten und Länder zerstörten. Menschen die für zu viel Unheil und Zerstörung auf der Welt verantwortlich sind.
Die Bewertung von Menschen ist aber nicht immer ganz so leicht. Es gab und gibt Personen, die je nach der Perspektive des Betrachters völlig unterschiedlich eingeschätzt werden. Wie wurde z. B. Jesus Christus von den Menschen eingestuft? Die Juden betrachteten ihn als einen Lügner und Betrüger. Die Muslime verehren ihn als einen großen Propheten und für viele Christen ist er Gott oder Gottes Sohn. Im Falle von Jesus verlasse ich mich auf das unverfälschte Wort Gottes, nämlich auf den heiligen Koran und sage, dass Jesus der Prophet Gottes war, ohne die Juden davon überzeugen zu können.
Es entspricht dem Willen Gottes, dass die Menschen einen freien Willen haben und eigene Entscheidungen und Urteile treffen bzw. bilden können. Wenn man mir sagen würde, dass ich nach dem Abitur die freie Wahl habe, entweder an einer Universität zu studieren oder zu arbeiten oder auch eine Ausbildung zu machen, was würde mir mein freier Wille nützen, wenn ich keinen Ausbildungsplatz und keine Zulassung einer Universität bekommen kann und keinen Arbeitsplatz finde? Nur ein freier Wille, der auf dieser Welt tatsächlich realisierbar ist, kann die Grundlage meiner Freiheit bilden. Wenn mir keine Wahl zwischen Gut und Böse geboten wird, kann nie klar werden, ob ich tatsächlich ein guter Mensch bin. Erst wenn mir beide Wahlmöglichkeiten und die Mittel zu ihrer Realisierung zur Verfügung stehen, und ich mich dann bewusst für das Gute entscheide, kann ich als ein guter Mensch bewertet werden. Wir sollten uns daher nicht über die Existenz des Bösen in dieser Welt beklagen und uns mit Fragen wie „Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er dann so viel Unheil zu?“ plagen. Wir alle haben die Möglichkeit uns auf der Skala der Menschlichkeit aufwärts oder abwärts zu entwickeln. Wichtig ist zu allererst das Bewusstsein über diese Möglichkeit. Es gab in der Geschichte immer wieder besondere Menschen, die uns das bewusst machen. Menschen, die nicht nur sich selbst in Richtung Vollkommenheit entwickeln, sondern indem Sie uns wachrütteln, eine große Zahl der Menschen oder gar die gesamte Menschheit umorientierten und eine Gesamtentwicklung nach oben bewirken. Das sind besondere charismatische oder gar prophetische Menschen, von denen es in einigen Epochen der Geschichte nur einen einzigen gab.
Ich möchte an dieser Stelle von solch einer Person erzählen, die je nach Perspektive des Beobachters sehr unterschiedlich bewertet wird. Für diese Person verwende ich zunächst nur das Initial „R“. Seit seiner Kindheit war er sehr klug, wissbegierig, gerecht und mutig. Er machte keine Dummheiten, log nicht und war sehr redlich. Seine Jugend verbrachte er damit zu lernen und zu studieren. Bereits im Alter von achtzehn Jahren schrieb er herausragende Gedichte, die immer noch von Literaturexperten gelobt werden. In diesem Alter war er ein Gnostiker und ein Wissenschaftler. Speziell die Lage seines Volkes, aber auch generell die Situation auf der ganzen Welt war ihm stets wichtig und er machte sich Gedanken über die Probleme der Menschheit. Ohne sich in den Vordergrund zu stellen, tat er zu jedem Zeitpunkt alles, was sich im Rahmen seiner Möglichkeiten befand. Aus der iranischen Mittelschicht stammend, setzte er sich für die Schwachen und Entrechteten ein und legte sich mit den Mächtigen des Landes an. Gleichzeitig forschte und lehrte er, zudem bildete er viele Wissenschaftler aus. Er war iranischer Herkunft, dachte aber nie im engen nationalen Rahmen. Er erlebte den ersten und zweiten Weltkrieg mit. Die Besatzung Irans, Hungersnot, Anarchie, Diktaturen, die konstitutionelle Bewegung, unterschiedlichste Bewegungen und Aufstände gegen die Besatzung, Kolonialismus und Diktatur – all diese Phänomene gehörten zu seinen Erlebnissen, aus denen er für sich Konsequenzen zog. Diese vielen Erfahrungen und sein großes Wissen, zusammen mit seinen bemerkenswerten Charaktereigenschaften machten ihn zu einer beliebten, ja sogar zu einer von vielen Menschen verehrten Person. Er lebte in einfachen Verhältnissen und verbrauchte wenig, leistete aber sehr viel. Er entschied sich bewusst für den Lebensstandard der sozial Schwachen. 1960 starben zwei wichtige Persönlichkeiten des Landes und die Menschen versammelten sich immer mehr um „R“. Die Erwartungen an ihn stiegen und die Situation im Lande forderte seine Führungsrolle. Zu diesem Zeitpunkt war er 58 Jahre alt und begann seine Bewegung, die 1963 zu seiner Verhaftung und seinem Exil in der Türkei und danach im Irak führte. Das Volk setzte 16 Jahre lang unter seiner Führung die Befreiungsbewegung fort, bis am 1. Februar 1979 – etwa ein Jahr nach der Ermordung des ältesten Sohns von „R“ seine Rückkehr in den Iran ermöglicht wurde. Der historische Empfang in Teheran und die Kette der unheimlichen Ereignisse unter der Führung von “Ruhollah“ endeten binnen 10 Tagen im Sturz einer 50-jährigen schrecklichen Diktatur und dies entgegen dem Willen der Großmächte. (Im Übrigen ist Ruhollah – „ Geist Gottes“ – auch ein Name des Propheten Jesus). Die Gründung der ersten Republik Irans nach jahrtausendelanger Monarchie wurde ermöglicht. Auf die Zustimmung des Volkes basierend, ernannte er eine provisorische Regierung, die für Ordnung sorgen und die Durchführung des Referendums über die zukünftige Staatsform vorbereiten sollte.
Seit diesem Zeitpunkt wurden von den Großmächten, insbesondere von den USA, verschiedene Pläne gegen die Revolution von Ruhollah durchgeführt. Es wurden bewaffnete Aufstände in dem Vielvölkerstaat Iran unter den Turkmenen, Arabern, Kurden und Belutschen mit Hilfe der stärksten Armeen und Geheimdiensten der Welt organisiert. Es wurden Terrorgruppen gegründet, und Tag für Tag wurden entweder Leute um Ruhollah getötet oder es gingen in Großstädten Bomben hoch. Saddam Hussein wurde mit seiner Armee auf den Iran losgeschickt und der längste Krieg des 20. Jahrhunderts mit Unterstützung der NATO und des Warschauer Paktes wurde begonnen. Doch ich möchte all diese Verschwörungen gegen die neue Republik überspringen und nur folgenden Aspekt kurz erläutern, den man von Gesprächen der Führungspersonen in der terroristischen Organisation MKO kennt:
„Um die Revolution zu diffamieren, müssen wir Khomeini demolieren. Er ist aber zu heilig. Deswegen müssen wir versuchen den heiligen Ring über ihn zu löschen und das geht nur durch das Blutvergießen. Wir müssen ihn mit den Situationen konfrontieren wo wir ihn nachher als blutrünstig abstempeln können. Wir haben bislang viele naive Jugendliche organisiert und müssen sie nun in einer bewaffneten Auseinandersetzung mit den Kräften der Revolution verwickeln“.
Nach dem bewaffneten Aufstand vom 19. Juni 1980 sagte der Anführer der terroristischen Organisation:
„Diese Anzahl an Toten, Verletzen und Verhafteten ist noch zu niedrig. Es müsste noch mehr Blut vergossen werden und mehr Familien werden den Glauben an den Imam verlieren und ihn hassen“.
Diese schreckliche Strategie und die entsprechende massive Propaganda, besonders im Westen, führten dazu, dass das wahre Gesicht von Imam Ruhollah Musawi Khomeini (aus Khomein stammend), genau wie im Falle Jesus, manchen Menschen verborgen blieb und ihnen ein falsches Bild geboten wurde. Viele Völker in Afrika, Asien und Lateinamerika lieben und bewundern Imam Khomeini und stufen ihn auf der Skala der Menschlichkeit sehr hoch ein, doch in Europa und den USA hat man durch die Massenmedien und durch Iraner, die Imam Khomeini gegenüber feindlich eingestellt sind, ein Schreckensbild dieser Person verbreitet. Die jüngeren Generationen aber sollen die Chance bekommen, Imam Khomeini neu kennenzulernen. Er hat es geschafft, die Umorientierung des iranischen Volkes auf der genannten Skala zu bewirken, was allmählich die Grenzen Irans überschritt und andere Völker erreichte. Seine Bewegung stellte den Beginn einer Umorientierung der Menschheit vom Negativen zum Positiven dar. Sie ist unter anderem der Ursprung der neuen Bewegungen in den islamischen Ländern – eine prophetische Leistung.
Als ich gebeten wurde, für deutsche Leser über Imam Khomeini zu schreiben, fragte ich mich zunächst wie das möglich sein sollte, denn der Khomeini, wie die Deutschen ihn kennen, hat mit dem Khomeini, der mein Lehrer und Meister ist, rein gar nichts zu tun. Das wäre so, als wenn ich für Juden über Jesus schreiben müsste: Mein Prophet, euer Betrüger!