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Warum das internationale Machtsystem von heute bestrebt ist, das islamische Denken in Europa und Nordamerika an den Rand zu drängen.
Zum ersten Mal fordert Imam Khamenei, geistlicher und politischer Führer der islamischen Revolution, die jungen Menschen in Europa und Nordamerika auf, sich eigene Gedanken über das Unrecht in der Welt zu machen.
Wie er sich an sie wendet, ist völlig anders als es sonst die führenden Persönlichkeiten in der Welt tun.
Was den Imam dazu veranlasst, die jungen Menschen in Europa und Nordamerika direkt anzusprechen, ist die Tatsache, dass eine in der westlichen Welt gezielt mit Hilfe der Medien inszenierte Islamophobie um sich greift und eine große Kluft zwischen Muslimen und Nichtmuslimen schafft. Gleichzeitig aber in der islamischen Welt Zwietracht zwischen Anhängern verschiedener Rechtsschulen stiftet.
Dies sind nicht die Worte von Politikern, die nur den Spuren des Geldes folgen. Dies ist eine Ermahnung und Aufforderung, sich der Wahrheit, ja, der Gerechtigkeit zu stellen.
In einer Welt, in der die Machthaber aus Eigennutz versuchen, die Menschen zu unterjochen und sie in einen moralischen Abgrund stürzen, hat insbesondere die junge Generation in Europa und Nordamerika eine große Verantwortung, um uns vor diesen Gefahren zu schützen.
Es geht dem Imam schließlich darum, die Verantwortlichen aller Weltreligionen, aber auch aufgeklärte Menschen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen, anzusprechen, um die jetzigen Kriege zu beenden, eine drohende Eskalation zu verhindern und sich der gegenwärtigen Realität bewusst zu werden.
Wegen der Wichtigkeit und Aktualität hoffen und beten wir dafür, dass die junge Generation in Europa und Nordamerika diesen Appell wahrnehmen wird und aktiv für den Frieden und die Gemeinsamkeit aller Religionen eintritt.
Lasst uns gemeinsam eine breite Front gegen den Zionismus und die von Saudi-Arabien finanzierten Salafisten (Wahabiten) bilden.
Nur dann dürfen wir auf Gottes Hilfe hoffen.
„Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Die jüngsten Ereignisse in Frankreich und ähnliche Vorfälle in einigen anderen westlichen Ländern haben mich dazu veranlasst, euch in Europa und Nordamerika diesbezüglich direkt anzusprechen.
Ich wende mich an euch junge Menschen, nicht weil ich euren Eltern keine Beachtung schenken will, sondern deshalb, weil ich davon überzeugt bin, dass die Zukunft eures Volkes und eurer Heimat in euren Händen liegt. Außerdem denke ich, dass in euren Herzen ein vitaleres und sensibleres Verlangen nach der Wahrheit vorhanden ist.
Mit diesen Zeilen wende ich mich auch nicht an eure Politiker und Regierungsverantwortlichen, denn ich bin mir sicher, dass sie bewusst den Weg der Politik von dem Weg der Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit getrennt haben.
Ich spreche zu Euch über den Islam und insbesondere über das Bild, das euch vom Islam vermittelt wird.
Seit zwei Jahrzehnten, d.h. ungefähr nach dem Zerfall der Sowjetunion, hat es zahlreiche Bestrebungen gegeben, diese große Religion als einen zu beängstigenden Feind darzustellen. Das Heraufbeschwören von Angst- und Hassgefühlen sowie deren Instrumentalisierung haben bedauerlicherweise in der politischen Geschichte des Westens eine lange Tradition und blicken auf eine weitreichende Vergangenheit zurück.
An dieser Stelle möchte ich nicht auf die verschiedenen „Paniksituationen“ eingehen, welche bislang den westlichen Völkern eingeflößt worden sind.
Ihr selber könnt mit einem kurzen Blick auf die jüngsten kritischen Geschichtsstudien erkennen, dass in der neuen Geschichtsschreibung das unaufrichtige und arglistige Verhalten westlicher Staaten gegenüber anderen Völkern und Kulturen auf der Welt gerügt worden ist. Europa und Nordamerika schämen sich wegen ihrer Geschichte des Sklaventums und schauen ebenfalls wegen der Kolonialzeit und dem Unrecht an Farbigen und Nicht-Christen verlegen zu Boden. Eure Geschichtsforscher und Historiker sind zutiefst beschämt über das Blutvergießen, welches im Namen der Religionen zwischen Katholiken und Protestanten sowie im Namen des Nationalismus und der Volkszugehörigkeit im Ersten und ZweitenWeltkrieg geschehen ist. Dieses Geständnis verdient von Natur aus Anerkennung.
Wenn ich einen Ausschnitt aus dieser langen Liste von historischen Verfehlungen erwähne, dann nicht um die Geschichte zu tadeln. Sondern ich möchte, dass ihr eure Intellektuellen fragt, warum das kollektive Gewissen im Westen immer erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahrzehnten und manchmal mehreren Jahrhunderten erwacht.
Warum soll eine Revidierung des kollektiven Gewissens immer auf die weit zurückliegende Vergangenheit und nicht auf die aktuellen Probleme gerichtet sein?
Warum wird bei wichtigen Themen wie der Begegnung mit der islamischen Kultur und Denkweise eine umfassende Aufklärung verhindert?
Ihr seid euch ja darüber im Klaren, dass die Erniedrigung und das Schüren von Hass sowie das Verbreiten einer fiktiven Angst gegenüber dem „Anderen“ die gemeinsame Grundlage für alle ungerechten Bestrebungen nach Profit und einseitigen Vorteilen gewesen ist. Nun möchte ich, dass ihr euch selber die Frage stellt, warum diese alte Politik heute immer noch in einem derart beispiellosen Ausmaß den Islam und die Muslime ins Visier genommen hat?
Warum zielt die Machtstruktur in der heutigen Welt darauf ab, das islamische Denken an den Rand und in die Passivität zu drängen?
Welche Sinngebungen und Werte gibt es denn im Islam, die dem Konzept der Großmächte in die Quere kommen und welche Interessen werden durch die falsche Darstellung des Islam gedeckt?
Meine erste Bitte lautet daher, dass ihr nach den Motiven dieser groß angelegten Schwarzmalerei über den Islam forscht.
Meine zweite Bitte ist, dass ihr versucht, gegenüber der Flut von Vorurteilen und Hetzpropaganda, euch direkt und unmittelbar mit dieser Religion vertraut zu machen. Die auf Vernunft aufgebaute Logik erfordert, dass ihr zumindest wisst, was das eigentlich ist, wovor man euch erschreckt und weshalb ihr in Angst versetzt werdet.
Ich bestehe nicht darauf, dass ihr meine oder irgendeine andere Deutung vom Islam akzeptiert. Lasst nicht zu, dass Euch diese in der heutigen Welt dynamisch wirkende Wahrheit durch eigennützige Ziele und niederträchtige Absichten vorgestellt wird. Gestattet nicht, dass sie euch auf heuchlerische Art und Weise die Terroristen, die sie selber angeheuert haben, als Vertreter des Islam vorstellen.
Lernt den Islam über die echten Quellen aus erster Hand kennen. Macht euch mit dem Islam durch den Koran und das Studium der Lebensweise des großen Propheten vertraut.
Ich würde euch gerne fragen, ob ihr euch bislang mit dem Koran beschäftigt habt und ob ihr die Lehre des Propheten des Islam und sein menschliches und moralisches Wirken schon studiert habt? Habt ihr außer über die etablierten Medien auch aus anderen Quellen über die Botschaft des Islam erfahren? Habt ihr euch jemals gefragt, wie und aufgrund welcher Werte dieser Islam mehrere Jahrhunderte hindurch die größte wissenschaftliche und geistige Zivilisation der Welt und die besten Gelehrten und Denker hervorbrachte?
Ich bitte euch, lasst nicht zu, dass sie durch abwertende und einfältige Zerrbilder zwischen euch und der Wahrheit eine gefühlsgeladene Trennmauer errichten und euch die Möglichkeit nehmen, sich unvoreingenommen ein Urteil zu bilden. In der heutigen Zeit, in der die Kommunikationsmittel die geografischen Grenzen überwunden haben, solltet ihr nicht hinnehmen, dass man euch in vorsätzlich geschaffene geistige Grenzen einsperrt. Kein Individuum ist in der Lage, die entstandenen Klüfte zu überbrücken. Doch jeder von euch kann, in der Absicht, sich und seiner Umgebung Klarheit zu verschaffen, eine Brücke des Denkens und der Gerechtigkeit über diese Differenzen errichten.
Obwohl dieser vorausgeplante Konflikt zwischen dem Islam und euch jungen Menschen bitter stimmt, kann er aber eurem wissbegierigen und suchenden Geist ungeahnte Aufgaben zukommen lassen. Sich aufzuraffen, um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, bietet euch eine wertvolle Gelegenheit, Erkenntnisse über neue Wahrheiten zu gewinnen. Deshalb lasst diese Gelegenheit für ein richtiges und vorurteilsfreies Verständnis des Islam nicht verstreichen.
Vielleicht werden dann dank eures Verantwortungsbewusstseins in Bezug auf die Wahrheit die kommenden Generationen weniger Fehler zu bereuen haben und mit einem ruhigeren Gewissen über diesen Zeitabschnitt der Beziehungen des Westens zum Islam berichten können.“
Imam Khamenei
Geistlicher und politischer Führer der Islamischen Republik Iran
21. Januar 2015
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